Vorwort

Eigentlich, und so fang ich meine Vorberichte immer gerne an, war ich auf der Suche nach den Internetseiten der BuCon in Frankfurt. Bei der Recherche stieß ich auf eine Seite, auf der alle LRPGs in Deutschland aufgelistet wurden.

Nun gut, dachte ich, schauen wir doch einfach mal nach, ob da was Interessantes fürs Radio bei ist. Und wie ich so blätterte, stieß ich auf einen Eintrag. Der Wilde Westen lebt, Wild West Live Rollenspiel. Wie, dachte ich, ein Western Rollenspiel? So was gibt es? Und ich schaute vor Spaß einfach mal auf den Internetseiten vorbei.

Wow, was für eine Fülle an Infos, erwartete mich dort. Wie ich las, hatte es erst voriges Jahr das aller erste WWL-LRPG gegeben. Und im Forum war deutlich die Begeisterung der Spieler nachzulesen, die dermaßen schwärmten, das es ein Genuß war darüber zu lesen. Und was es dort alles zu entdecken gab. Es wurden Infos ausgetauscht, welche Spielzeugwaffe für welchen Zweck am besten geeignet sei, wie und wo man Originalklamotten bekam, Bastelanleitungen zum Holster selber bauen, Tips wie man seine Uniformen oder Klamotten mit wenig Aufwand auch selber machen konnte, und und und. Es war einfach nur Spannend und Unterhaltsam diesen 'Gesprächen'zu 'lauschen'.

Und wo ich ein Gästebuch sehe, hinterlasse ich natürlich meine Spur. Das tat ich natürlich auch und vergaß die ganze Sache, mehr oder weniger, wieder.

Ein paar Tage später, erhielt ich eine Mail, von einem der Macher, Rolf, und es entstand eine kurze und anregende Korrespondenz. Und ganz plötzlich, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, entstand die Idee, darüber für SF-Radio zu berichten. Denn Live-Rollenspiel hat was mit Fantasie zu tun, ist also ein Thema für uns, beschloß ich einfach.

Gesagt getan und schon hatte ich mit Tom, dem "Finanzminister", wie Rolf sich ausdrückte, eine Verabredung getroffen, über eine Kooperation. Man war ich aufgeregt, hatte ich doch absolut keine Ahnung, was da auf mich zukam. Im Forum der Westernseite war ständig davon die Rede, für ausreichend Schokolade und Zigaretten zu sorgen, und ich hatte keinen Schimmer wieso. Außerdem mußte ich mir entsprechende Ambiente-Klamotten besorgen, Eßbesteck, Campinggeschirr, und und und. Sogar meinen alten Navy-Colt, der seit 20 Jahren bei mir an der Wohnzimmerwand hing, möbelte ich wieder auf. Schließlich war ja Western angesagt und ich war aufgeregt wie ein kleines Kind kurz vor seinem ersten Schultag.

1.Tag

Und dann ging es los. Abfahrt nach Bertingen, in den "Wilden Osten". Die Tage vorher war das Wetter schon nicht zu toll gewesen, aber je weiter ich nach Osten kam, desto schlimmer wurde es. Kurz vor Magdeburg schien es sich dann eingeregnet zu haben. Es goß jedenfalls wie aus Kübeln und ich sah das Rollenspiel im Geiste schon in den Wasser- und Schlammassen untergehen. Aber nachdem ich meine Unterkunft gefunden hatte, mich umgezogen und zum Western-Hof unterwegs war, hatte sich der Himmel ziemlich beruhigt und die Aussichten schienen sich zu bessern.

Wie nicht anders zu erwarten, war ich wieder mal überpünktlich, auf dem Zeltplatz standen erst wenige Zelte und nur ein paar Leute waren zu sehen. Was mir sofort auffiel, war die Freundlichkeit der Anwesenden. Obwohl ich niemanden kannte, wurde ich überall freundlich begrüßt, was ich wirklich klasse fand. Auf dem Hof wurde noch fleißig gewerkelt und ich fragte mich zu Tom durch, denn es gab ja noch einige Dinge zu besprechen, für meine Reportage. Von der ich im Übrigen immer noch nicht wußte, wie ich sie anlegen sollte.

Tom und ich führten eine angeregte Unterhaltung, wobei natürlich deutlich seine Anspannung zu merken war. Schließlich steckte er mitten in den Vorbereitungen zum Spiel. Ursprünglich hatte ich mich ja darauf eingestellt nur den Beobachter zu spielen, ein paar O-Töne aufzunehmen und einen schönen Bericht über das Rollenspiel zu machen. Aber es kam anders. Plötzlich fragte mich Tom nämlich, ob ich nicht ein wenig mitspielen wollte. Klar, sagte ich, so ein wenig 'Nebentätigkeit' konnte nie schaden. Ich hatte den Zeitungsleuten ja auch versprochen, an der Phoenix-City Zeitung mit zu arbeiten. Sie suchten nämlich noch einen Erben. erzählte mir Tom. Für dieses Haus, und er zeigte auf ein halb fertig gestelltes Gebäude, suchen wir noch einen Erben und ob ich den nicht spielen wolle. Kein Problem, meinte ich, und befand mich mitten im Geschehen, ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen. "Ach ja, noch was Outtime, was du als Charakter nicht wissen darfst, aber dann wird es etwas einfacher für dich. Im Verlauf des Spiels, werden verschiedene Leute versuchen dir das Grundstück und Gebäude abzukaufen, für den Bau einer Kirche." Ich solle nicht zu spät darauf eingehen. Schwupp, da war es passiert, der Kirchen-, Hauptstadtplot hatte sich vor mir aufgetan. Ich schlug den Donnerstag Abend vor, was Tom ganz OK fand.

Danach mußte er erst einmal mit seiner 'Arbeit' weitermachen und ließ mich wieder alleine. Um die Zeit bis zum Abend zu überbrücken, schaute ich mich erst mal um, machte ein paar Handreichungen und unterhielt mich mit den Leuten. Und mein erster Eindruck wurde bestätigt. Alle waren überaus freundlich und nett zueinander, fast wie in einer großen Familie. Eine wirklich schöne Erfahrung. Doc Madison bot mir sogar was zu Essen an, was mich nun wirklich aufs Angenehmste überraschte. Wie schnell man hier Kontakt zu denn Leuten bekommt, dachte ich. Denn leider gehöre ich zu den Menschen, die gerade damit ihre Probleme haben. Und ich sinnierte darüber, ob das was mit der Art des Rollenspiels oder mit Live-Rollenspiel an sich zu tun hatte.

Das Einchecken dauerte wohl länger als geplant. Wie Tom mir erzählte hatte, hatten sie ursprünglich am Abend noch was geplant, was sie aber nicht mehr schafften. So lernten sich die anwesenden Gruppen ganz zwanglos kennen. Stadtbewohner im Saloon, Reisende und Mexikaner in der Cantina. Soldaten im Camp, usw. Allerdings löste sich das ein wenig auf, aber trotzdem konnte man so die einzelnen Charakter schon mal kennen, was ich als ganz angenehm empfand. Um 1:30 machten wir dann aber Schluß, damit wir nicht schon am ersten Spieltag KO sein würden.